Schmerz- und Palliativmedizin — Politik — Abrechnung — Strategie
27./28. Mai 2011, Berlin
Schirmherr: Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Gesundheit

WS 4 - Was bedeuten Leitlinien für unsere praktische Arbeit?
PRO:
Ungefähr 300000 Patienten werden ambulant mit Opioiden behandelt, davon ungefähr die Hälfte wegen chronischer nicht tumorbedingter Schmerzen.
Nach wie vor besteht Unsicherheit hinsichtlich des Umganges mit Opioiden in der ambulanten Versorgung. Deswegen war die Entwicklung von Leitlinien eine Notwendigkeit.
Im Jahre 2002 wurde schon einmal eine Leitlinie zur Langzeitanwendung von Opioiden bei Nichttumorschmerzen publiziert. Wegen unzureichender Publikationen konnten aber keine gesicherten Aussagen abgeleitet werden.
In den Jahren 2006 bis 2009 wurde deswegen die Leitlinie "Opioide beim Nichttumorschmerz" initiiert von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes entwickelt.
Die Erstellung dieser Leitlinie erfolgte nach dem von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Fachgesellschaften (AWMF) vorgesehenen Procedere. Über PubMed und Cochrane wurden insgesamt 893 Studien identifiziert, 824 mussten ausgeschlossen werden.
Aus weiteren Quellen ergaben sich noch einmal 76 Publikationen, wovon 45 ausgeschlossen werden mussten. Insgesamt wurden 100 Publikationen als relevant angesehen und berücksichtigt.
Auf der Basis dieser Publikationen wurden dann Kernaussagen formuliert, die 2009 publiziert wurden.
Es folgte daraufhin eine wenig sachliche, oft verunglimpfende und wenig zielführende Diskussion dieser neuen Leitlinie. Auf Initiative der DGSS wurde schließlich eine Kommentierung dieser Leitlinie gemeinsam durch DGSS, DGS und BVSD erstellt. Diese Kommentierung der Leitlinie LONTS wird in dem Workshop vorgestellt und diskutiert.
CONTRA:
Leitlinien könnten und sollten für unsere praktische Arbeit hilfreich sein. Aber die aktuell für die Schmerztherapie existierenden - vor allem LONTS - sind eher eine Gefahr als eine Unterstützung für die Algesiologen und ihre Patienten.
Dies wird schwerpunktmäßig anhand der Leitlinie LONTS dargestellt. Pseudofundierte Aussagen dürfen nicht zu Dogmen erhoben werden und den Spielraum für die notwendige individuelle Therapie chronisch schmerzkranker Patienten weiter einengen.
Freitag, 27. Mai 2011, 17.15 - 18.45 Uhr